Angststörungen (Phobien, soziale Ängste, generalisierte Angst) und Depressionen (depressive Episoden, Erschöpfungsdepressionen), wie auch da Burnout-Syndrom treten oft in Folge von Überlastungssituationen auf. Das kann ein schleichender Prozess sein oder sehr plötzlich geschehen. Aufgrund des massiven Leidensdrucks suchen Betroffene verständlicherweise nach Erklärungen und Lösungen. Allerdings neigen Menschen dazu bei der Lösung ihrer Probleme unwillkürlich auf bereits vorhandene Strategien zurückzugreifen. Denn das Gehirn ist ein eher konservativ strukturiertes Organ. Üblicherweise werden Betroffene deswegen zunächst "eine Schippe nachlegen". Man strengt sich einfach noch mehr an, um das Problem doch noch auf altbewährte Weise zu lösen ... nur, um sich erneut scheitern zu sehen. Ein wenig paradox formuliert könnte man auch sagen, dass die "Lösungen", mit denen wir üblicherweise an unsere "Probleme" herangehen, das eigentliche Problem sind, denn sie sind mit offensichtlich wenig hilfreichen Vorstellungen verknüpft, und nicht mit dem was wir in Krisen bräuchten: Eine veränderte Sichtweise auf uns selbst und unsere Umwelt. In dieser Situation kann es sehr hilfreich sein, Probleme, wie auch Lösungen, nicht als objektiv gegebene und unumstößliche Wahrheiten über einen selbst oder die Umwelt zu verstehen, sondern als das, was sie - jedenfalls nach den Erkenntnissen der modernen Gehirnforschung - sind: Konstruktionen unseres Gehirns. Diese basieren vor allem auf unseren bisherigen Erlebnissen, Erfahrungen und unseren Vorstellungen davon, wer wir sind bzw. sein sollten.
In der systemischen Therapie werden daher zum einen diese Zusammenhänge deutlich gemacht, zum anderen werden mit den Klienten die Veränderungsoptionen, die aus dieser neuen Sichtweise entstehen, konkretisiert und an die jeweilige individuelle Lebenssituation angepasst. Aufgrund der neuroplastischen Anpassungsfähigkeit unseres Gehirns haben wir alle die Ressourcen, um Probleme in für uns sinnvolle Lösungen verwandeln zu können.
Comments